Anagama-Ofen
Im japanischen Holzbrennofen vom Typ anagama entstehen die Farben auf den Keramiken durch das Brennen. Es werden keine Glasuren aufgetragen, sondern die Stücke werden den Flammen, dem Rauch, der Glutkohle und der Asche ausgesetzt. So entstehen rote und graue, zum Teil blauviolette Färbungen. Die Asche des verbrennenden Holzes wirbelt durch den Ofen und legt sich als feiner Staub über die Keramiken, welcher bei Temperaturen oberhalb von 1250 Grad Celsius mit der Tonoberfläche zu einem Glas verschmilzt. Diese natürlich entstehende Flugascheglasur variiert je nach Standort des Gefäßes in Ofen von einem matten ockerfarbenen Anflug bis zu einem tiefgrünen klaren Glasfluß.
Der Ofen in Cismar wird vier Tage lang befeuert. Tag und Nacht wird etwa alle drei Minuten Holz in den Ofen geworfen. Die Mischung der Tone, der Aufbau des Brennguts im Ofen, die Auswahl der Holzsorte, der rhythmische Wechsel zwischen Oxydation und Reduktion und die Höhe der Brenntemperatur beeinflussen die auf den Gefäßen entstehenden Farben. An den verschiedenen Stellen im Ofen werden unterschiedliche Tonmischungen verwendet. Dem Westerwälder Steinzeugton werden grobe oder fein gesiebte Sande, Porzellane oder rote Tone beigegeben, um die Charakteristik und die physikalischen Eigenschaften des Tons auf die unterschiedlichen Gegebenheiten an den verschiedenen Orten im Ofen abzustimmen. Die Aufbereitung der Tone geschieht in Handarbeit nach traditionellen japanischen Verfahren, damit der Ton seine natürliche Zusammensetzung behält. Das Miteinander von Pyrit- und Feldspatkörnchen, Glimmerplättchen und Manganknollen hat großen Anteil an der Lebendigkeit der Oberflächen.
Auch die Formen der Gefäße werden passend zu den verschiedenen Standorten im Ofen ausgewählt. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Gefäß direkt an der Feuerung gebrannt wird, wo vielleicht Blautöne entstehen, oder unter der Decke, wo sich klare grüne Glasur bildet, weiter vorne im Ofen, wo die rötlichen Färbungen überwiegen, oder weiter hinten, wo die Grautöne vorherrschen. Die Charakteristik eines bestimmten Ortes im Ofen ist Teil der Gestaltung und vollendet, was der Keramiker in der Form des Gefäßes als Möglichkeit angelegt hat.
Damit sich die beschriebenden Farben und Strukturen auf den Keramiken bilden können, wird der Ofen nach genauen Vorschriften gebrannt, die in Japan Gegenstand der Überlieferung sind und auf Erfahrungen beruhen, die japanische Keramiker bei der Herstellung künstlerischer Gefäße, speziell für die Teezeremonie, in den letzten vierhundert Jahren gesammelt haben.


Für den Brand im Anagama-Ofen ist die Auswahl des Tones Teil der Gestaltung.

Die Tone werden nach japanischem Verfahren von Hand aufbereitet.

Beim Aufschlämmen und Sieben werden grobe Partikel entfernt. Die feineren Körner werden in der Anagama-Keramik im Ton belassen.

Durch das rhythmische Spiralkneten "kikumomi" werden Luftbläschen entfernt und die Plastizität des Tones erhöht.

Die Gefäße werden in Aufbautechnik oder an der Töpferscheibe geformt.

Nach dem Formen trocknen die Gefäße mindestens zwei Wochen. Unglasiert werden sie in den Ofen eingesetzt.

Mit der Wahl des Platzes und der Anordnung der Gefäße beeinflusst der Keramiker das Ergebnis. Im Anagama-Ofen entstehen an jeder Stelle andere Farben.

Der Ofen wird in der traditionellen Iga-Technik vier Tage und Nächte lang gebrannt.

Alle drei Minuten wird Holz in den Ofen geworfen.

Sieben Tage lang kühlt der Ofen ab.

Flammen, Rauch und Flugasche haben ihre Spuren auf den Stücken hinterlassen. Aus Asche und Ton sind bei 1300°C Glasuren entstanden, jedes Stück ist ein Unikat.

Ein neuer Arbeitszyklus beginnt mit der Aufbereitung des Holzes für den Brand im nächsten Jahr. In vier Wochen werden 20m³ Kiefernholz gesägt und gespalten.